Wenn Du Dir schon einmal die Hand verbrannt oder das Knie aufgeschlagen hast, weißt Du, wie effektiv und wohltuend die schmerzlindernde Wirkung von Kälte sein kann. Auch als Hausmittel ist sie beliebt, wie beispielsweise in Form von kühlenden Wadenwickeln bei Fieber oder kalten Halswickeln bei einer Mandelentzündung. Wahrscheinlich hast Du die lokale Kältetherapie – Kryotherapie in der Fachsprache – schon öfters angewendet, als Du denkst.
Die Kryotherapie hat sich nicht nur bei Verletzungen oder Entzündungen bewährt. Sie kann sich darüber hinaus positiv auf viele Aspekte Deiner Gesundheit auswirken: So zum Beispiel auch auf Deinen Schlaf.
Was ist Kryotherapie genau?
Bei der Kryotherapie handelt es sich um ein uraltes alternatives Heilverfahren, bei dem Kälte eingesetzt wird, um Schmerzen zu lindern und andere therapeutische Effekte zu bewirken. Neben der Anwendung für gesundheitliche Zwecke etabliert sich der Einsatz von eisiger Kälte auch in der Kosmetikindustrie: So wird die Kryotherapie im Gesicht zum Beispiel als Anti-Aging-Behandlung angeboten.
Man unterscheidet die lokale Kältetherapie und die Ganzkörper-Kältetherapie.
Lokale Kältetherapie
Die lokale Kältetherapie kann in vielen Formen eingesetzt werden: Kältekompressen, Eisgranulat oder Kältespray sind bei akuten Schmerzen wie bei Sportverletzungen beliebt. Kalte Gase mit wesentlich kälteren Temperaturen werden dagegen bei rheumatischen Beschwerden oder oberflächlichen Hautveränderungen verwendet [1]. Bei der Kryotherapie im Gesicht kommt zum Beispiel eiskalter Stickstoff zum Einsatz, der unter anderem Alterserscheinungen entgegenwirken soll.
Ganzkörper-Kältetherapie
Die zweite Variante der Kryotherapie wurde entwickelt mit dem Ziel, die rheumatische Arthritis zu behandeln. Dabei wird der ganze Körper wenige Minuten in einer Kältekammer oder einem Eistauchbad Kälte ausgesetzt. Die Anwendung wird vor allem nach Operationen, Bänder-, Gelenks- und Muskelverletzungen, verschleißbedingten Gelenks- und Wirbelsäulenerkrankungen oder rheumatischen Erkrankungen empfohlen [1].
Wie wirkt die Kryotherapie?
Kälte kann sich auf verschiedene Art auf die Prozesse in Deinem Körper auswirken und damit sowohl Deine körperliche als auch Deine mentale Gesundheit positiv beeinflussen.
Kälte aktiviert den Ruhezustand
Bei extremer Kälte ziehen sich zunächst die Blutgefäße, die an der Hautoberfläche liegen, zusammen. Dadurch wird die Durchblutung vermindert und der Stoffwechsel verlangsamt sich, wodurch Entzündungsprozesse gedämpft werden. Gleichzeitig wird der Parasympathikus, der sogenannte Ruhenerv, aktiviert [2]. Wie der Name schon vermuten lässt, sorgt dieser Nerv für Erholung und Ruhe im Körper.
Kryotherapie im Gesicht für gesunde Haut
Der oben beschriebene entzündungshemmende Effekt und der Anstieg von Antioxidantien im Blut können einen positiven Effekt auf unreine Haut oder chronisch entzündliche Hautkrankheiten haben [3][4]. Gleichzeitig kann die erhöhte Blutzufuhr und der damit verbundene Sauerstoffanstieg nach der Behandlung, wenn sich die Temperatur der Haut normalisiert, zumindest kurzzeitig für einen strahlenden Teint sorgen.
Die Kryotherapie im Gesicht kann demnach eine gute Ergänzung zu anderen natürlichen Maßnahmen für gesunde Haut darstellen.
Kälte gegen Schmerzen
Die Kryotherapie wirkt sich auch auf Dein Schmerzempfinden aus: Zunächst nimmt der Körper die kalte Temperatur über die Thermorezeptoren auf der Hautoberfläche auf. Nervenimpulse, die durch Schmerz oder durch Kälte ausgelöst werden, werden beide an das zentrale Nervensystem weitergeleitet, wobei der extreme Temperaturreiz überwiegt und damit die Schmerzweiterleitung unterdrückt.
Dass die Kryotherapie vor allem kurzzeitig sehr hilfreich bei Schmerzen sein kann, zeigt eine Studie, bei der sich die Schmerzen von Patienten mit rheumatischer Arthritis nach den Kältebehandlungen enorm verringert hatten [5].
Kälte macht glücklich
Ein weiterer Effekt der Kryotherapie entsteht durch die vermehrte Ausschüttung von Endorphinen. Das sogenannte Glückshormon wirkt sich positiv auf unsere Stimmung aus. Eine Studie dazu zeigt, dass die Ganzkörper-Kältetherapie bei Angststörungen und Depressionen helfen kann [6].
Wie können diese Reaktionen Deinen Schlaf beeinflussen?
Ausreichend Schlaf ist eine wichtige Säule unseres Wohlbefindens. Schlafstörungen können viele Ursachen haben, wobei innere Unruhe und Stress zu den meistverbreiteten gehören [7]. Durch den Anstieg von Endorphinen im Körper, gepaart mit der Aktivierung des Parasympathikus, wirkt die Kryotherapie wie ein natürliches Beruhigungsmittel und kann damit indirekt Deine Schlafqualität beeinflussen.
Da Schmerzen oder Entzündungen auch einen Einfluss auf Deinen Schlaf haben können, könnte die Kryotherapie auch auf diesem Wege durch die entzündungshemmende, schmerzlindernde Wirkung Abhilfe schaffen. Mehrere Studien zeigen, dass sich die Schlafqualität bei Sportlern, die sich am Morgen oder Abend nach einem Workout einer Kältebehandlung unterzogen haben, erheblich verbesserte [8][9].
Als alternatives Heilverfahren eignet sich die Kryotherapie am besten in Kombination mit anderen Therapiemethoden. Cannabidiol soll beispielsweise auch schlaffördernde Eigenschaften haben. Vielleicht ist es die Kombination, die Dich ins Land der Träume wiegt.
Für wen ist die Kryotherapie geeignet?
Aufgrund der vielen positiven Auswirkungen der Kryotherapie kann sie für verschiedene Beschwerden eine mögliche alternative Heilmethode darstellen:
- Wenn Du Schmerzen hast und Dich bei der Behandlung nicht auf Medikamente beschränken willst, vor allem bei entzündlichen Erkrankungen oder Schmerzen
- Wenn Du Sportler oder Sportlerin bist und Deine Leistung steigern oder nach einem Workout die Regeneration fördern willst (Übrigens: Kältebäder können auch helfen, Muskelkater vorzubeugen [10].)
- Wenn Du unter Schlafstörungen leidest
- Achtung: Wenn Du schwanger bist, Diabetes oder einen Herzschrittmacher hast, ist die Kryotherapie nicht für Dich geeignet
Falls deine Motivation, die Kryotherapie auszuprobieren, auf gesundheitlichen Beschwerden basiert, solltest Du immer erst mit Deinem Arzt Rücksprache halten. Wenn dieser Dir sein Okay gibt, drücken wir die Daumen, dass sich der Sprung ins kalte Wasser lohnt und Dir ruhige Nächte beschert. Und wenn nicht, gibt es ja zum Glück noch unsere entspannende Schlafcreme The Good Night ;-).
Quellen:
[1] Kryotherapie
https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/k/kryotherapie
[2] Whole-body cryostimulation increases parasympathetic outflow and decreases core body temperature
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25436954/
[3] Whole-Body Cryotherapy in Atopic Dermatitis
https://jamanetwork.com/journals/jamadermatology/fullarticle/419737
[4] Longitudinal, 3D In Vivo Imaging of Sebaceous Glands by Coherent Anti-Stokes Raman Scattering Microscopy: Normal Function and Response to Cryotherapy
https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0022202X15370408
[5] Whole-body cryotherapy in rehabilitation of patients with rheumatoid diseases--pilot study]
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/10832164/
[6] Whole-body cryotherapy as adjunct treatment of depressive and anxiety disorders
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2734249/
[7] Stress im Beruf häufigste Ursache für Schlafstörungen
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/105620/Stress-im-Beruf-haeufigste-Ursache-fuer-Schlafstoerungen
[8] 3-min whole body cryotherapy/cryostimulation after training in the evening improves sleep quality in physically active men
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/30551730/
[9] The use of whole-body cryostimulation to improve the quality of sleep in athletes during high level standard competitions
https://www.researchgate.net/publication/260718831_The_use_of_whole-body_cryostimulation_to_improve_the_quality_of_sleep_in_athletes_during_high_level_standard_competitions
[10] Sportmedizin: Wann Kälte gut tut
https://www.aerzteblatt.de/archiv/148683/Sportmedizin-Wann-Kaelte-gut-tut